Junge Menschen wandern mit Rucksäcken durch eine Landschaft, darüber die Grafik einer Europakarte und der Titel der Reihe "Press Pause!"

Europäisches Jahr der Jugend – ein Resumé

Die Europäische Union (EU) hat 2022 als das Europäische Jahr der Jugend ausgerufen. Anlässlich des Aktionsjahres haben wir euch in den letzten Monaten einzelne Projekte für junge Pflegende in Italien, Großbritannien und Frankreich nähergebracht. Nun werfen wir einen resümierenden Blick zurück auf unsere Artikelreihe und fassen die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

Die Situation junger Pflegender variiert von Land zu Land. In Italien übernehmen meist Familienangehörige die Pflege; der Staat spielt hierbei keine zentrale Rolle. Projekte wie Care4you unterstützen junge Pflegende in Italien, indem sie auf ihre Bedürfnisse eingehen, sie besser vernetzen und sie sichtbar machen.

In Großbritannien gibt es landesweit zahlreiche Angebote zur Unterstützung junger Pflegender. Das Land ist weltweit führend in der wissenschaftlichen Forschung zu diesem Thema und hat auch zahlreiche Rechtsansprüche für junge Pflegende eingeführt. Initiativen wie KIDS setzen sich dafür ein, pflegenden Kindern und Jugendlichen ein Stück Normalität zurückzugeben, indem sie finanziell und familiär unterstützt werden.

Auch in Frankreich wird die Arbeit junger Pflegender durch den Verband Jeunes AiDants Ensemble (JADE) unterstützt und begleitet. Die Verbandsarbeit trägt dazu bei, dass die politische Unterstützung und das Bewusstsein der Öffentlichkeit und der Fachwelt für junge Pflegende in Frankreich weiterwächst.

Junge Pflegende stehen in Großbritannien, Italien und Frankreich vor ähnlichen Herausforderungen. Doch wie bereits aufgezeigt, lassen sich signifikante Unterschiede zwischen den Ländern im Hinblick auf das nationale Bewusstsein, Forschungsgrundlagen, Unterstützungsangebote und rechtliche Ansprüche feststellen.[1] In Großbritannien gibt es eine längere Tradition der Anerkennung und Unterstützung von jungen Pflegenden als in Italien und Frankreich. In Italien und Frankreich liegt der Fokus derzeit mehr auf der Unterstützung von erwachsenen Pflegenden, während sich das Bewusstsein für die Bedarfe junger Pflegender langsam entwickelt. Die Bedeutung landesspezifischer Forschung wird als eine zentrale Säule von erfolgreichen Maßnahmen angesehen: „Je höher entwickelt und landesspezifischer die Forschung ist, desto fortschrittlicher sind die Maßnahmen und die rechtlichen Rahmenbedingungen, um Young Carers zu unterstützen“, folgern Saul Becker und Agnes Leu.[2] 

Das Europäische Jahr der Jugend sollte dazu beitragen, dass die Situation junger Pflegender stärker in den Fokus gerückt wird. Es bleibt europaweit weiterhin eine wichtige Aufgabe, junge Pflegende angemessen zu unterstützen und ihren persönlichen, beruflichen und sozialen Bedürfnissen mehr Gehör zu verschaffen. Dazu tragen die vorgestellten Projekte wie Care4You in Italien, KIDS in Großbritannien und Jeunes AiDants Ensemble in Frankreich bei. Nicht jedes Land muss neue Maßnahmen selbst entwickeln, sondern kann erfolgreiche Erfahrungen und Angebote im europäischen Ausland in die eigenen landesspezifischen Strukturen übertragen.[3] Dazu müssen junge Pflegende aber zuerst mehr Sichtbarkeit erhalten und ihre Lebenssituationen, Belastungen und Bedarfe sollten wissenschaftlich besser analysiert werden. Junge Pflegende in Europa brauchen kein Mitleid, sondern Sichtbarkeit und echte Chancen, was vor allem soziale, ökonomische und politische Teilhabe miteinschließt.

 


[1] Zur länderspezifischen Klassifikation https://www.zqp.de/wp-content/uploads/ZQP_2017_Report_JungePflegende.pdf, S. 33.

[2] Ebd., S. 34.

[3] Ebd., S. 34