Ein Angebot der Nummer gegen Kummer e.V.
Nachbericht: Fachtag „Pflegende Kinder und Jugendliche“

Am 8. Oktober 2018 fand im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ein Fachtag mit anschließendem Netzwerktreffen zum Thema pflegende Kinder und Jugendliche statt. Hintergrund der jährlichen Netzwerktreffen ist das Projekt „Pausentaste“, mit dem das BMFSFJ seit 1. Januar 2018 gemeinsam mit der Nummer gegen Kummer ein bundesweites Beratungsangebot für junge Pflegende bereitstellt.
Kinder und Jugendliche, die sich um ihre Familienangehörigen kümmern, werden oftmals nicht als pflegende Kinder und Jugendliche wahrgenommen. Umso wichtiger ist es, auf diese Thematik aufmerksam zu machen. Den Fachtag nahm Bundesfamilienministerium Dr. Franziska Giffey in ihrem Grußwort zu Beginn der Veranstaltung zum Anlass, auf die Wichtigkeit des gemeinsamen Engagements aller Beteiligten hinzuweisen: „Es ist unsere gemeinsame Aufgabe allen Kinder und Jugendlichen, die pflegen, den Rücken zu stärken. Damit sie wissen, wohin sie sich wenden können, wenn sie Hilfe brauchen.“ Frau Dr. Giffey würdigte das Engagement der vielen Akteurinnen und Akteure für die Belange pflegender Kinder und Jugendlicher, deren Einsatz und Expertise maßgeblich zur Initiierung des Projekts „Pausentaste“ beigetragen hätte.
Nach dieser Begrüßung und einem Gruppenbild mit der Bundesfamilienministerin wurde der Fachtag mit einem Vortrag zum Thema Mobbing mit Blick auf pflegende Kinder und Jugendliche fortgesetzt. Vor dem Hintergrund des Vortrags von Frau Anna-Maria Spittel von der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg entstanden lebhafte Diskussionen, wie mit dieser Frage umgegangen werden kann und wie speziell etwa Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter in die Begleitung der pflegenden Kinder und Jugendlichen einbezogen werden könnten. Frau Spittel wies in ihrem Vortrag darauf hin, dass ein Hauptproblem das Herausgehen aus sozialen Kontakten sei. Dadurch begäben sich pflegende Kinder und Jugendliche in eine Art Teufelskreis. Durch die Übernahme pflegerischer Tätigkeiten in der Familie hätten „Young Carers“ weniger Zeit für soziale Aktivitäten und könnten dadurch den Kontakt zu ihren Peers verlieren. Sie werden von Gleichaltrigen als „anders“ wahrgenommen und könnten in der Folge anfälliger für Mobbing werden.
Im Anschluss an den Vortrag von Frau Spittel hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, einen kleinen Einblick in Strategien gegen Mobbing und Gewalt zu erlangen. Dafür führte der Anti-Gewalttrainer Simon Steimel praktische Übungen durch, die er bundesweit im Rahmen von Fortbildungen vor allem an Schulen anbietet.
Während des Netzwerktreffens, das am Nachmittag stattfand, wurde über das Projekt „Pausentaste“ und vor allem darüber diskutiert, wie das Netzwerk erweitert und ‚mit Leben‘ gefüllt werden kann. Im Zentrum der Diskussionen stand vor allem das Anliegen, das Projekt bei der betreffenden Zielgruppe der pflegenden Kinder und Jugendlichen noch bekannter zu machen. Einig waren sich die Beteiligten, dass dazu verstärkt geeignete Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, wie beispielsweise die vielen Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter, in den Fokus genommen werden sollten.